Die illegale Entfernung von Weinblättern an den Rebstöcken ist auch in diesem Jahr für die Ahrwinzer ein leidiges Thema. Allerdings ist die Zahl der gemeldeten Fälle im Vergleich zu den Vorjahren etwas gesunken. Der Präsident des Weinbauverbandes Ahr Hubert Pauly zieht eine erste Bilanz und sieht für den Rückgang zwei Gründe verantwortlich: „Frische Weinblätter sind vor allem in der Gastronomie, und dabei insbesondere der orientalischen Küche, gefragt. Die Corona-Krise trifft bekanntermaßen das Gaststättengewerbe besonders hart, so dass schlichtweg auch die Nachfrage nach Weinblättern nachgelassen hat.“ Der zweite, für Präsident Pauly erfreulichere, Aspekt ist jedoch die zunehmende Kommunikation zwischen Winzern und interessierten Weinblattpflückern vor Ort. „Hier haben die Informationskampagnen des Weinbauverbandes Ahr aus den vergangenen zwei Jahren Früchte getragen. Winzer erhalten nun öfters offizielle Anfragen und stimmen sich mit den Pflückern ab“, so Pauly. Der Weinbauverband Ahr hatte über die regionalen Medien und seine Internetseite (www.awbauern.de) unter anderem mit Hinweisen in arabischer Sprache den an Weinblättern Interessierten empfohlen, sich grundsätzlich mit den örtlichen Winzern in Verbindung zu setzen und mit diesen eine Blattentnahme, möglichst unter fachlicher Begleitung, abzustimmen oder sich mit dem Weinbauverband in Verbindung zu setzen.
Sorge bereiten den Ahrwinzern nach wie vor überregional agierende Diebesbanden. Professionelle Räuber, die den Autokennzeichen nach aus dem Ruhrgebiet stammen und mit Großraumtransportern kommen, plündern erneut ganze Rebanlagen und hinterlassen enormen Schaden. „Unser Weinbaugebiet ist für die nördlichen Ballungsgebiete im Vergleich zu den anderen Weinanbauregionen am raschesten zu erreichen“, sieht Präsident Pauly diesen Umstand als ein besonderes Problem für die Ahrregion. Der Weinbauverband Ahr weist in diesem Zusammenhang nochmals darauf hin, dass ein Entfernen der Weinblätter ohne zuvor Rücksprache mit dem betroffenen Winzer zu halten auch aus juristischer Sicht verboten ist und polizeilich geahndet wird, wenn ein Winzer Anzeige erstattet.
Die Winzer selbst haben inzwischen sämtliche Pflegearbeiten, beziehungsweise die eigenen Laubarbeiten, durchgeführt. Werden ab dem jetzigen Zeitpunkt noch weitere Weinblätter an den Rebstöcken entfernt, fehlt hier die erforderliche Blattzahl für eine ungestörte Traubenentwicklung und –reife. „ Es kommt zu einer beträchtlichen wirtschaftlichen Schädigung des Ernteguts in Form einer erheblichen Qualitätsminderung, bis hin zum Totalausfall“, verdeutlicht Hubert Pauly und bittet interessierte Pflücker um Verständnis dafür, dass es erst im kommenden Jahr wieder frische Weinblätter in den Wingerten zu ernten gibt.
Pressemitteilung des Weinbauverbandes Ahr vom 24. Juli 2020