Liebe Mitglieder im Kreisbauern- und Winzerverband Ahrweiler und Weinbauverband Ahr, liebe Berufskolleginnen und Berufskollegen,
bei dem an Sie gerichteten Weihnachtsgruß 2020 sprachen wir an dieser Stelle davon, dass „ein denkwürdiges Jahr dem Ende entgegen“ gehe. Damals konnten wir nicht wissen, dass es neben einer weltweit grassierenden Pandemie auch andere Ereignisse höherer Gewalt gibt, die das (Über)Leben der Menschen und Betriebe in unserem Kreis Ahrweiler nachhaltig prägen können.
In der zweiten Jahreshälfte 2021 wurde die Arbeit in unserem Kreisverband schwerpunktmäßig von den verheerenden Folgen der Flutkatastrophe vom 14. auf den 15. Juli 2021 bestimmt. Unsere Gedanken und besten Wünsche gehen gerade jetzt am Jahresende an die vielen Menschen, die durch dieses Jahrhundertereignis persönliches Leid erfahren und neben ihrem Hab und Gut im schlimmsten Fall auch Angehörige verloren haben. Gleichzeitig richten wir unseren Dank an alle freiwilligen Helfer und Unterstützer, die unmittelbar nach der Flut in das Krisengebiet gekommen sind und bis zum heutigen Tage kräftig mitanpacken, um die Region entlang der Ahr wieder schön und lebenswert zu machen. Vor allem die Helfenden aus unserem Berufsstand liefern mit ihrem Organisationsgeschick, ihren Maschinen und ihrer (Wo)manpower einen enormen Beitrag zum Wiederaufbau. Ihnen gilt unser besonderer Dank!
Der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e.V. hat in den ersten Tagen und Wochen nach der Katastrophe eine Evaluierung auf den geschädigten Weingütern und landwirtschaftlichen Betrieben durchgeführt, um einen Überblick über das Schadensausmaß zu erhalten. Bei der Koordinierung von Arbeitskräften und Hilfsmitteln waren wir ebenso beteiligt, wie auch bei der Genehmigung der für die Winzer so wichtigen Hubschrauberspritzungen in den unbeschädigten Weinbergen. Daneben konnten wir unbürokratisch und zügig Soforthilfen an die Betroffenen vermitteln.
Die Bewältigung dieser regionalen Krise wird bis weit in das kommende Jahr das „normale“ Aufgabengebiet des Kreisverbandes ergänzen und mitdiktieren. Dazu gehören die aktive Ansprache von Behörden und Politik sowie die Begleitung anstehender Verfahren wie beispielweise von Flurbereinigungen im Überschwemmungsgebiet. Nachdem in der Frühphase nach dem Flutgeschehen vieles relativ einfach und spontan umsetzbar war oder schien, kehrt mittlerweile die öffentliche „ordnende Hand“ zurück und erschwert möglicherweise mancherorts ein Vorankommen. In all den hierzu noch anstehenden Belangen wird der Kreisbauern- und Winzerverband für seine Mitglieder ein verlässlicher Ansprechpartner bleiben.
Mag die Corona-Pandemie dadurch zeitweise in den Hintergrund geraten sein, bestimmt sie dennoch nach wie vor unser Leben und auch die landwirtschaftlichen Märkte. Die sektorale Preissituation auf den Agrarmärkten könnte kaum unterschiedlicher sein als momentan. Für unsere Marktfruchtbetriebe positiv, entwickelten sich die Getreide- und Körnerrapspreise in den Monaten nach der Ernte erfreulich gut. Die für diesen Trend verantwortlichen Faktoren sind rein globaler und hauptsächlich spekulativer Natur. Auch die Rindfleischpreise sind angezogen und scheinen nachhaltig fest zu bleiben. Der Milchsektor zeigte sich während der Pandemie – zwar auf relativ niedrigem Niveau – zunächst sehr preisstabil, im laufenden letzten Quartal des Jahres jedoch mit deutlich steigender Tendenz. Nachdem drei extrem trockene Vegetationsperioden in unserer Region das Wirtschaften zum Teil erheblich erschwerten, war Wasser im abgelaufenen Vegetationsjahr – nicht nur punktuell bei dem Flutereignis – kein knapper Faktor und bescherte den Futterbaubetrieben ein ordentliches Grundfutterpolster für die anstehenden Wintermonate.
Lediglich der Schweinesektor leidet unter einer beinahe historischen Erlösmisere. Der Fleischabsatz ist zum Großteil aufgrund der Corona bedingten Einschränkungen eingebrochen (geschlossene Gastronomie, Absage von Volksfesten, leere Fußballstadien); zudem wütet die Afrikanische Schweinepest in drei ostdeutschen Bundesländern und erschwert den Schweinefleischexport in Drittländer. Für die Schweine haltenden Betriebe sind die inflationär steigenden Betriebsmittelkosten der jüngsten Zeit eine zusätzliche Belastung und gefährden vielfach die betriebliche Existenz. Allgemein trüben die weiter steigenden Produktionskosten das Betriebsergebnis auch in den Sonderkulturbetrieben des Obst- und Weinbaus. Die geplante deutliche Anhebung des Mindestlohns ist gerade für diese Betriebszweige eine erhebliche Herausforderung und nur ein Beispiel für weitere wirtschaftliche Erschwernisse im kommenden Jahr.
Zu allem Überfluss steigt der Druck auf Landwirtschaft und Weinbau auch von der politischen Seite her. Mit der Bundestagswahl im September wurden die Weichen auf eine „Transformation“ des Agrarsektors gestellt – hin zu einer nachhaltigeren, umwelt- und tiergerechteren Produktionsweise, wie auch immer dieses dann konkret ausschauen soll. Jüngst gefasste Auflagen für den Ackerbau in Natur- und Vogelschutzgebieten zeigen uns schon heute, wohin die Reise geht. Für den Kreis Ahrweiler befürchten wir als Folge dessen konkret einen fortlaufenden Rückgang der tierhaltenden Betriebe. Dabei soll – gesellschaftspolitisch erwünscht – die regionale Versorgung mit Lebensmitteln wieder stärker in den Mittelpunkt rücken.
Keine Frage: der Redebedarf in unserem Berufsstand ist sehr groß. Eine Plattform dafür – unsere jährliche Winterveranstaltung – fällt zum zweiten Mal in Folge auch in diesem Winter pandemiebedingt aus. Das bedauern wir sehr, müssen aber perspektivisch andere Wege finden, um miteinander zu kommunizieren und uns gegenüber der Politik und weiteren wichtigen Akteuren mitzuteilen.
Im abgelaufenen Jahr hat der Kreisbauern- und Winzerverband beispielsweise die Themen Landtagswahl, Wolfsrisse im Kreis Ahrweiler und Freiflächenfotovoltaik medial bespielt und darauf eine gute Resonanz und Medienpräsenz erzielt. Nach der Flutkatastrophe waren und sind wir auch für überregionale Journalisten wiederkehrend zu einem glaubwürdigen und verlässlichen Ansprechpartner geworden und konnten unsere Verbindungen dahingehend ausbauen.
Eine ähnliche Vorgehensweise planen wir auch für die nun beginnenden Wintermonate. Bitte kontaktieren Sie uns deshalb gerne in den Belangen, die Ihrer Auffassung nach einen medialen Auftritt des Berufsstandes benötigen.
Wir hoffen sehr, dass es im kommenden Frühjahr/Frühsommer eine Möglichkeit gibt, unsere Mitglieder- und Delegiertenversammlung in Präsenz nachzuholen. Erste Ideen zu den Inhalten und Planungen existieren bereits.
Bis dahin wünschen wir Ihnen, allen unseren Mitgliedern und Weggefährten, ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten und vor allem gesunden Start in das Jahr 2022.
Bei allem Negativen der Vergangenheit wollen wir optimistisch nach vorne schauen:
Ihnen und Ihrer Familie alles Gute für die kommenden, hoffentlich aufbauenden Monate!
Franz-Josef Schäfer Hubert Pauly Dr. Knut Schubert
Kreisvorsitzender Weinbaupräsident Kreisgeschäftsführer