Lieber Mitglieder im Kreisbauern- und Winzerverband Ahrweiler, liebe Berufskolleginnen und Berufskollegen,
für die hiesige Landwirtschaft und den Weinbau an der Ahr neigt sich ein denkwürdiges Jahr dem Ende entgegen.
Wer hätte Anfang Januar damit gerechnet, dass ein Virus weltweit das Zepter über Gesellschaft, Wirtschaft und Politik übernimmt und dies auch im kommenden Jahr auf Sicht weiter übernehmen wird?
Im Rahmen unserer Mitglieder- und Generalversammlung am 4. Januar 2020 hatten wir viele Eventualitäten für die kommenden zwölf Monate im Visier. Die dann ab März grassierende Corona-Pandemie und deren Auswirkungen zählten nicht dazu.
Die strengen politischen Vorgaben und steigenden gesellschaftlichen Anforderungen an die Landwirtschaft haben sich im selben Zeitraum nicht verändert. Zwischenzeitlich wurde dem bäuerlichen Berufsstand öffentlich seine hohe Bedeutung für die Versorgung mit Lebensmitteln anerkannt. Die Bäuerinnen und Bauern erfuhren zu Beginn der Pandemie eine große Wertschätzung durch die Bevölkerung.
Im Kreis Ahrweiler haben wir dieses zu spüren bekommen, als kurzzeitig die Gefahr bestand, für die anstehenden Arbeiten im Obst- und Weinbau nicht wie gewohnt auf die Hilfe von osteuropäischen Saisonarbeitskräfte setzen zu können.
Ein Aufruf unseres Kreisverbandes an die Mitmenschen in der Region erbrachte die Reaktion vieler – auch freiwilliger – Helfer, uns zu unterstützen und die Ernten zu sichern. Für diese Bereitschaft und den Beistand sind wir auch heute noch sehr dankbar!
Gemeinsam mit den Mitarbeitern aus der Region und zum Glück auch mit den bewährten Saisonarbeitskräften konnten die Obstbauern und Winzer im Kreis Ahrweiler eine insgesamt zufriedenstellende Ernte 2020 einfahren.
Auch das Kalenderjahr 2020 war von einer langen Trockenheitsperiode gekennzeichnet, die den Ackerbauern, aber vor allem den Futterbaubetrieben im Kreis Ahrweiler zusetzte. Es war das dritte, dürregeplagte Erntejahr infolge. Die Getreideernte fiel im Vergleich des langjährigen Mittels noch durchschnittlich aus. Seit dem Sommer haben die Getreidepreise unerwartet sogar erheblich zugelegt. Für die Ackerbauern im Kreis eine Erleichterung.
Die Grundfutterernte, und damit eine wichtige Futtergrundlage in den Rinder- und Milchviehbetrieben, war hingegen erneut enttäuschend und führt in ihrer Auswirkung auch aktuell noch zu Existenznöten auf manchen Betrieben. Vorräte aus Vorjahren sind mittlerweile aufgebraucht. Vermehrt haben Betriebe damit begonnen, ihre Viehbestände abzustocken. Der Zukauf von Futtermitteln ist teuer – die Erzeugerpreise für tierische Produkte hingegen verharren auf niedrigem Niveau.
Zu allem Überfluss kam neben den coronabedingten Problemen auf den Schlachthöfen und dem Vieh- und Fleischsektor (Stichwort: Schweinestau) Anfang September die Meldung vom ersten positiv auf die Afrikanische Schweinepest getesteten Wildschwein auf deutschem Boden. Die in Brandenburg und Sachsen auftretenden ASP-Fälle haben Auswirkungen bis hier herüber zu uns. Schweinefleischexporte in Drittländer sind quasi auf einen Schlag zum Erliegen gekommen. Der Preisabsturz bei den Schlachtschweinen hat die Rindfleischpreise mit nach unten gezogen. Für Kälber besteht aktuell gar keine Nachfrage. Eine bisher beispiellose, üble Situation.
Etliche Landwirte verschafften ihrem Ärger und ihren Sorgen Luft, indem sie auch im Corona-Jahr 2020 auf die Straße gingen und vor Lebensmitteleinzelhandelszentrallägern demonstrierten. Die Solidarität, die der Landwirtschaft aus der Bevölkerung entgegengebracht wird, vermissen wir von Seiten der Politik und den Marktpartnern.
Für eine Perspektive der Ahrweiler Landwirtschaft braucht es Lösungen und einen Dialog auf Augenhöhe. Eine regelmäßige Plattform des Austausches mit Anderen ist unsere jährliche Winterveranstaltung Anfang Januar.
Erwartungsgemäß können wir diesen Termin zu Beginn des Jahres 2021 nicht einhalten. Das bedauern wir sehr, da die Landwirtschaft momentan einen großen Redebedarf hat.
Bis zur rheinland-pfälzischen Landtagswahl Anfang März 2021 werden wir nicht die Chance haben, unsere Anliegen und die unserer Mitglieder bei einer eigenen öffentlichen Veranstaltung vorzutragen.
Der Kreisbauern- und Winzerverband wird dennoch andere Wege beschreiten und die Kommunikation mit Politikern und Parteien suchen. Dazu gehört selbstverständlich auch weiterhin, den Austausch mit anderen Gesellschaftsgruppen und Medienvertretern zu pflegen.
Wir hoffen sehr, dass es im kommenden Frühjahr/Sommer eine Möglichkeit gibt, die Mitglieder- und Delegiertenversammlung nachzuholen.
Bis dahin wünschen wir allen unseren Mitgliedern und Weggefährten ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten und vor allem gesunden Start in das Jahr 2021.
Ihnen und Ihrer Familie alles Gute für die kommenden, hoffentlich aufbauenden Monate!
Franz-Josef Schäfer Hubert Pauly Dr. Knut Schubert
Kreisvorsitzender Weinbaupräsident Ahr Kreisgeschäftsführer